Worte – Bloch

Bild-Kompositionen als Kraftfelder schöpferischer Stille Peter Mösch arbeitet in Schichtungen, …

Bild-Kompositionen als Kraftfelder schöpferischer Stille
Peter Mösch arbeitet in Schichtungen, die sich spannungsvoll aufeinander beziehen, in eigenartiger Verrätselung und scheinbarer Harmonie. Er entwirft labyrinthische Untergründe, in denen gewisse Ordnungen zu wirken beginnen, wie zur Zeit der Schöpfung: Wellen entstehen, Schichtungen falten sich auf, Bewegungsstrukturen entwickeln sich in rhythmischer Folge. Darin erscheinen Zeichen, die sich durch ihre geometrisch-abstrakte Form abheben, wie Kristallisationen eines eigenschöpferischen Bewusstseins oder Botschaften eines sich mehr und mehr bewussten Schöpferwillens, der sich der Formlosigkeit entgegensetzt, durch behutsames Betonen vorhandener Perspektiven und Strukturen: in Punkten, Strichen, Farbelementen, die sich leise zu Kreisen, Linien, Schraffierungen, Streifen verdichten, in sich selber ruhend oder sich flächenartig ineinander zu Grundmustern verspiegelnd. In diesem wie selbstverständlich wirkenden Zyklus von Wiederholungen und Entsprechungen deutet sich eine eigenständige Sinneswelt von Zeichen und Mustern an, in deren Beziehungsnetz sich das Chaos des noch ungeformten Untergrunds im Suchen nach der eigenen Formalisierung überwindet. Einem konsequenten Naturprozess vergleichbar entstehen eigentliche Kraftfelder von grosser Stille und Konzentration.
Der Betrachter wird von der elementaren Schlichtheit des dargestellten Schöpfungsprozesses unmittelbar ergriffen. Er versteht, dass es der Einbildungskraft des Künstlers um das konsequente Herausarbeiten vorgegebener Wirklichkeitsstrukturen geht, die behutsam auf ihre Grundmuster reduziert, alles Überflüssige als störend weglassend, auf den Spuren der sich suchenden und aufeinander mehr und mehr anklingenden Prinzipien des Schöpfungsaktes. Dieser bleibt in sich dynamisch gespannt zwischen Sehnsucht und Erfüllung, in der Paradoxie der Unüberwindbarkeit sich ausschliessender Gegensätze, wie sie sich im Prozess des Entstehens und Vergehens, des Aufblühens und Verwelkens, des Formulierens und verstummenden Auflösens fortwährend ergeben und überholen, sich im Wechselspiel der Kräfte gegenseitig wie von selbst erschaffend. Mösch interessiert sich für die Übergänge des einen Prinzips ins andere, wo sich die Unterschiede zu eigentümlichen Faltstrukturen verbinden und gleichzeitig überdecken. So wie das Leben entsteht durch Ein- und Ausatmen, durch die natürliche Verbindung von Transformationsmechanismen, in denen sich Eindeutigkeit und Eindimensionalität überwinden.
Dieser sein ganzes Werk durchziehende Grundprozess entschleunigt jede oberflächliche Hektik, indem er zur meditativen Selbstkonzentration einlädt und durch die unablässige rhythmische Verdichtungen und Verschichtungen von Farbe und Form – wie von selbst virtuelle Wirklichkeiten entstehen lässt, im Auffinden und Verarbeiten von Mustern, die sich gleichen und wiederholen. Es entstehen surreale Bildräume, in denen sich Ausschnitte eines Mikrokosmos ins Gigantische vergrössern oder in kreativer Sinnbildlichkeit zu Einzelaspekten verspiegeln. Anderseits werden Presseinformation aus aller Herren Länder systematisch übermalt, um der katastrophenhaften Faktizität eine ästhetische Welt des Reflektierens und kreativen Verarbeitens entgegenzusetzen. Lichtspuren durchstrahlen noch Ungeformtes und erwecken es in all seinen alternativen Möglichkeiten, auf der Suche nach Sinn und Entfaltung, im Rhythmus unendlicher Zeiträume, in denen sich Anfang und Ende zusammenschliessen.
Peter André Bloch